Herzogin Auguste Dorothea

Arnstadt um 1650
Arnstadt um 1650

(Aus der Pfarrchronik Angelhausen-Oberndorf)

 

Die berühmte A u g u s t e D o r o t h e a war die Tochter des Herzogs Anton Ulrich von Braunschweig und gründete in der Nähe von Oberndorf 1700 ein Lustschloss, das sie Augustenburg nannte.

 

Im Dorotheental errichtete sie eine Porzellanmanufaktur, die sie aber 1724 samt Gasthof „zum weißen Roß“ (dem „Rößchen) wieder verkaufte. Schließlich verdanken wir ihr das Puppenkabinett „Mon plaisir“.

 

Ihre Ehe blieb kinderlos. Die Fürstin starb im Juli 1751. Ihre Gebeine ruhen bei den Ursulinerinnen in Erfurt.

 

Die Fürstin war zwar vom evangelischen zum katholischen Glauben übergetreten, dennoch war aber das Verhältnis der verwitweten Fürstin zur Oberndorfer Kirche und zu den Gemeinden Oberndorf und Angelhausen sehr gut. Das beweisen ihre Spenden: „1722 haben die Durchl. Herzogin, ohngeachtet Sie der Römischen Religion zugethan sind, dennoch den hiesigen Altar, Taufstein und Predigtstuhl mit einemschönen Zierrath bekleiden lassen.“

 

1726 gab sie 5 Taler und 16 Gulden zur neuen Empore in Angelhausen, damit ihre Diener dahin gehen durften. Auch zur Erneuerung und Erweiterung der Angelhäuser Schulstube hat sie einen Beitrag gestiftet. Ebenso beschenkten die Bedienten der Fürstin die Oberndorfer Kirche. Auch das Verhältnis zwischen dem Augustenburger Pater und dem Oberndorfer Pfarrer ist scheinbar gut gewesen, denn unter dem 22. Martii 1734 finden wir eine Quittung des Paters Antonius Eichhorn über ein vom Pfarrer Reißland entliehenes Buch.

 

1730 ist ein an Schlagfluß gestorbener gefreyter Soldat von dem Regiment des Generals Seckingen, welcher kurz vor Erfurt hierher zur Wache auf die Augustenburg gekommen war, begraben worden. Dessen Leichenbegräbnis wurde ohne Geläut und ohne Singen begangen, da er Catholischer Religion war.“ So wurde es bei den übrigen Katholiken der Augustenburg gehalten, die „ganz stille ohne einzige Ceremonie“ auf dem Oberndorfer Friedhof begraben wurden.

 

„Den 2. August 1744 ist der hochgeborene Baron von Kranichstein, bei der Durchl. Fürstin allhier gewesener Oberhofmeister gestorben. Ob er wohl von der Evangelischen zur Katholischen Religion sich gewendet, so ist doch auf Ansuchen der Durchl. Herzogin von gnädigster Herrschaft ein Spezialrescript an das Hochf. Consistorium in Arnstadt ergangen, daß derselbe in der hiesigen Kirche sollte begraben werden, welches dem Befehl nach auch geschehen, da derselbe unter dem Taufstein mitten im Gang in ein gemauertes Grab begraben worden.“ Die Kirche hatte für diese Grabstätte 50 Taler bekommen. „Außer diesem Herrn Baron gleich nahe daran ist das Fräulein von Rumpf auch gelegt worden.“ Auch für diese Grabstätte hatte die Fürstin 50 Taler gezahlt.

Die ehemalige Augustenburg in Oberndorf
Die ehemalige Augustenburg in Oberndorf

1750 werden die Nachrichten von Samuel Heinrich Reißland, der seinem Vater als Pfarrsubstitut beigegeben wurde, fortgesetzt: Am 11. Juli 1751 ist die Herzogin im Alter von 85 Jahren gestorben und am 25. in Erfurt in der Ursulinenkirche begraben worden.

 

„Ihr Aufenthalt auf der Augustenburg dauerte 40 Jahre, wiewohl nur 35 Jahre in einem fort und beständig, da Sie die übrige Zeit nur zuweilen hier gewesen, sich aufgehalten. Zum Erben aller Ihrer Verlassenschaften haben Sie die Durchl. Herzogin Louisen v. Braunschweig-Wolfenbüttel, Ihres Herrn Bruders Tochter, eingesetzt, die solche auch durch eine Commission von Braunschweig übernommen und alles in Ordnung bringen und bemeldete Augustenburg durch dem Durchl. Fürsten, Herrn Wilhelm Fürst zu Schwarzburg hernach übergeben lassen, der dieselbe mit dem dazugehörigen von der hohen Erbin abgekauft und halten sich nunmehro bisweilen hierselbst als auf einem Lustschlosse auf.

 

Den 15. Oktober 1752 haben Sie die Fürstl. Capelle nach Evang. Art einweihen lassen, zu welcher Handlung als Priester berufen wurden Superintendent Ernesti, Pfarrer Joh. Michael Reißland und Christian Stida, Pfarrer zu Dannheim.“

 

„Den 16. Martij 1765 ist der Anfang von der Zerstörung der Augustenburg gemacht worden. Da nach Prinz Wilhelms Tode sich kein Käufer gefunden und sich die regierende Herrschaft sich aus uns unbekannter Ursache derselben nicht angenommen; so hat man von Seiten Braunschweigs nach kurzer Ausschreibung, daß solche verkauft werden sollte, anfangen lassen, die Tapeten und übrigen festen Spiegel, die sämtlichen Öfen, auch Vorhänge und Schränke durch eine Auction zu verkaufen. Man suchte auch die ganze Augustenburg durch eine Auction Arnstadt hat z. Z. 72 Vereine, davon 24 Vergnügungsvereine."

 

Die Orgel in der Augustenburger Kapelle wurde von der Kirche Angelhausen gekauft: „Den 26. Marty 1765 ist die kleine und baufällig gewesene Orgel abgenommen, und die bisher in der Augustenburger Kirche gestandene und von den Braunschw. Herrn Gesandten vor 50 Taler verkaufte Orgel mit Einbauung der alten Orgel und Vergrößerung und Verbesserung gesetzet worden.“

 

1766 wurde in Angelhausen die neue Schule gerichtet. Die Gemeinde hatte die große Scheune bei der ehemaligen Augustenburg auf Abbruch gekauft und das Baumaterial zum Schulbau verwandt.

Das Puppenkabinett „Mon plaisir“ wurde vom Herzog von Braunschweig „auf unterthänigste Supplication des Waisenhauses dahin geschenket und stehet nunmehro in dem Waisenhause so, wie sonst auf der Augustenburg“.

 

Im gleichen Jahr wurde die Zerstörung des ehemaligen Lustschlosses fortgesetzt. „Nach dem neuen Jahr hat man gleich wieder mit dem Einreißen der übrigen Häuser angefangen und damit solange fortgesetzt, bis alles darnieder gerissen und verkauft worden war. Ein Haus aber bey der Kirche ist stehen geblieben, weil sonst daselbst ein Bauernhaus gestanden, welches nicht durfte verwüstet werden. Es stehet auch noch ein kleines Lusthäusgen am Ende des Gartens nach der Fabriq zu. Das Frühjahr hat man Gerste und Hafer im Garten herum ausgesäet, wo sonst Länderey gewesen. Und von Michael an hat man angefangen, wieder die Örter, wo die Gebäude gestanden, aufzuräumen, daß das Land hinfüro Acker oder Wiese werden kann. Der Herr Hofrath und Herr Boehm haben sich in die ganze Augustenburg getheilet, so daß der Herr Hofrath die eigentliche sogen. Augustenburg mit den dazugehörigen Gärten und Herr Boehm den Zachariasgarten, Hopfenberg und Küchgarten mit dem Platz, wo das Gärtners Haus gestanden bekommen.“

 

Die Lindenallee hatte der Pfarrer für 35 Thaler erstanden. Im folgenden Jahr war die Augustenburg mit einem Aufwand von 300 Talern in eine nutzbaren Garten verwandelt.